Dear Cella
20.01. – 04.02.2024
Julia Oschatz
Eva Alter
Michiel Alberts
Mit „dear cella" erweitert Julia Oschatz ihre künstlerischen Recherchen um eine neue, verblüffend überraschende Dimension. Hatte sie ihren „Tool making Animals" - im Gegensatz zu den Headsets der digitalen Virtual Reality - „analoge Headgears" aufgesetzt, die in einsamer Eigenregie und doppelbödiger Komik ihrem mechanischen Erfindungsgeist nachgehen, öffnet sie nunmehr den kleinsten Raum der biologischen Welt: Zellen werden zur Bühne eines lebendigen, kooperativen Sozialtheaters. Wissenschaftliche Beschreibungen des Innenlebens von Zellen bedienen sich einer didaktischen Distanz, um die Funktionen ihrer Bestandteile zu schildern. Untergründig mag in ihrer Sprache etwas mitschwingen, was an unser eigenes Handeln und Verhalten erinnert. Dieser Ebene eröffnet Julia Oschatz eine poetische Dimension, übersetzt die kooperative Lebensenergie einer pflanzlichen Zelle auf uns gleichende Figuren, während die Formen der Zellbestandteile zu deren Arbeitsumfeld vergrößert werden. Wenn eine pflanzliche Zelle nur 0,01 mm groß ist, so ergibt sich in dieser anthropomorphen Transformation ein Sprung im Maßstab von 1 : 27 Billiarden für die Bestandteile der Zellenbühne.
Seit kurzem ist ein neues Akronym im Umlauf, NGI, „Natural General Intelligence". Neurologische Forschungen stützen sich dabei auf Elektroden, befestigt am Gehirn von animalischen, vornehmlich menschlichen Versuchskaninchen, um neuronale Aktivitäten zu lokalisieren und deren Geschwindigkeit zu messen. Mit „dear cella" gibt Julia Oschatz der Intelligenz der Zellen eine andere Wendung. Clever sogar in der Erhaltung ihrer Lebensenergie, die sie gegen Eindringlinge verteidigen und - an ihre Nachfolger weitergeben.
Für die Auftritte von „Dear Cella“ hat Julia Oschatz mit Eva Alter, Malerin aus Berlin, und Michiel Alberts, Performance Künstler aus Belgien, zwei Mitverschworene gewinnen können, deren künstlerische Arbeit ebenfalls an der Frage des Durchbrechens transzendentaler Abstraktionen interessiert ist - werden wie - und wenn, wie? - (mit)gelebt?