NADJA ALS ROADMOVIE
19.05. – 23.06.2023
Mathieu Bessey
André Breton
Maurice van Es
Andy Hope 1930
Roberto Matta
Amalia Vargas
Bastiaan van der Velden
Nadja ist ein Roadmovie, eine Fahrt auf Umwegen durch Paris, wie zum Beispiel auch Faustroll (Jarry) oder Ulyssus (Homer & Joyce), dieser Roadmovie verbindet die Moderne des 20. Jahrhunderts mit der Romantik des 19. Jahrhunderts. In dem Essay „La Confession dédaigneuse“ (1924) schreibt Breton über das Durchqueren der Stadt: „Die Straße mit ihren Ängsten und Blicken war mein wahrer Ort: Dort konnte ich wie nirgendwo sonst die Winde des Möglichen testen. » Die Begegnung mit einer nicht von ihm gewählten Gefährtin stellt Breton vor ein Dilemma. Als Mediziner weiß er, dass Distanz gefragt ist, als Schriftsteller ist er fasziniert von der ekstatischen, depressiven, unberechenbaren jungen Frau, die er kennengelernt hat. Die Fotographien die dem Buch Nadja als Illustrationen beigegeben wurden, eröffnen eine zusätzliche Ebene, Da Breton beim Schreiben der Texte des Romans hyperobjektiv bleiben wollte, hatte er sich noch einmal auf die Strecken durch die Straßen von Paris begeben: „Ich fing an, einige der Orte, zu denen mich die Geschichte führte, erneut zu besuchen; Ich wollte nämlich von einigen Menschen und einigen Objekten ein fotografisches Bild haben, das aus einem bestimmten Winkel aufgenommen wurde, aus dem ich sie selbst beobachtet hatte. » Anschließend bat er mehrere Bekannte, seine Reise mit Nadja fotografisch festzuhalten.
Die Ausstellung fügt dem Roman Nadja eine weitere Bildschicht hinzu, die mit dem Original von Breton "eng verbunden" ist, aber nicht ohne den Zusatz einer "leichten und mysteriösen Verklärung" wie Breton selbst zum Beitrag der fotografischen Illustrationen festhielt: «Sicherlich blieb das entstandene Werk "eng mit dem verbunden, was seine Geburt verursacht hatte", aber es ähnelte ihm nur "auf die seltsame Weise, wie zwei Brüder einander ähneln, oder besser gesagt, das Bild und der Traum einer bestimmten Person und der entsprechenden realen Person. Es ist und gleichzeitig ist es nicht dieselbe Person; eine leichte und mysteriöse Verklärung tritt in ihren Zügen hervor. »
Bastiaan van der Velden wird Bretons Roman sichtbar machen, in erster Linie durch die Enthüllung der Geschehnisse, die sich in dem Buch zu verschiedenen komplexen objektiven Zufällen ausformen und zweitens durch das Freilegen der politischen Implikationen des Buches; Zwei Aspekte die Walter Benjamin für sehr wichtig hielt.
Außerdem wurde Andy Hope 1930, um einige Beiträge gebeten : Nicht zuletzt weil bei Breton zu lesen war: ‘Sie nannte mir den Namen, den sie für sich gewählt hatte:"Nadja", denn im Russischen ist nadja der Anfang des Wortes Hoffnung Es ist der Anfang, aber nur der Anfang" (Breton /Nadja)
Der holländische Künstler Maurice van Es, bekannt für seine Dokumentationen von Häusern mit Photographien, die sich ihrem Objekt auf einem Micro level annähern. wird zwei seiner Projekte im Rahmen der Nadja-Ausstellung verwirklichen.
Amalia Vargas zeigt Handschuhe die während der "Gesundheitskrise" weggeworfen auf dem Boden lagen plastik-Häute, die die Gehwege bevölkerten. Während dieser Sammlung kam ihr wieder die ‘Begegnung mit einem Mann in den Sinn, die sich einige Jahre zuvor ereignet hatte Er sang ihr mehrere Lieder vor, in denen er das Wort "love" durch "glove" ersetzte. Die Titel der Fotos Photographien sind eine Rückbesinnung dieser Begegnung und ein Verweis auf die Liebe in diesen Zeiten der "sozialen Abstandswahrung."
Roberto Matta entwarf 1944 für André Breton’s Publikation Arcane 17 eine Serie von Tarot-Karten.
Mathieu Bessey folgt dem ‘halsbrecherischen Weg, der über Dächer, Blitzableiter, Regenröhren, Veranden, Wetterfahnen, Stukkaturen geht.’ (Walter Benjamin über Bretons Nadja), dieser Weg wird am Ende der Ausstellung das Thema Nadja verlassen und allmählich ersetzen durch das Thema Phantomas, jener gespenstige Held des französischen Groschenromans, dessen geheimnisvollen nächtlichen Streifzüge, die Surrealisten vielfach inspirierten; die halsbrecherischen Wege, von Phantomas bieten den Stoff für eine schlüssige Metamorphose, um sich von der Romantik zu verabschieden mit der Breton sein Liebesabenteuer verklärte.