Neue Beiträge zu Warburgs Bilderatlas (1924/1929)
06.10. – 08.10.2023
Conrad Hübbe
Kurt Schmid
Wladimir Schuchow
Fabian Steinhauer
Aby Warburg
Zwei Vorträge, eine Ausstellung mit ausgewählten Atlastafeln, Originaldokumenten und ein Architekturmodell des Moskauer Funkturms. Zusätzlich zeigt Conrad Hübbe die Installation "o.T.(Altweibersommer)".
Fabian Steinhauer hat die letzten drei Tafeln des Atlas genauer untersucht und in den Medien der Zeit um 1929 – in Zeitschriften und Zeitungen – Material gefunden, das Warburg bei der Anlage dieser Tafeln beeinflußt hat. Steinhauer wird in unseren Räumen das Material, das er ausfindig gemacht hat, erstmals der Öffentlichkeit präsentieren. Außerdem konnte er einige Ungenauigkeiten der bisherigen Angaben zur Tafel 78 korrigieren. Sein Buch „Warburgs Staatstafeln“ erscheint in der Reihe „Bildfäden“ im Schlaufen Verlag im Frühjahr 2024.
Aus Anlass des 100jährigen Jubiläums des Vortrags von Aby Warburg über das Schlangenritual der Hopi haben wir Kurt Schmid eingeladen, uns die Ergebnisse seiner Forschungen in den Krankenakten der Klinik Bellevue in Kreuzlingen vorzustellen. Dort verbrachte Warburg bekanntlich mehrere Jahre nach seinem psychischen Zusammenbruch im Herbst 1918. Der Vortrag über das Schlangenritual sollte ihm selbst das Vertrauen in seine Kräfte zurückgeben; und er tat es tatsächlich, wenn auch nicht unverzüglich. Warburg blieb noch ein weiteres Jahr im Sanatorium, aber er konnte 1924 nach Hamburg zurückkehren und nahm dort in seiner Bibliothek seine Forschungstätigkeit wieder auf. Ein großes Projekt der folgenden Jahre war der Aufbau des Bilderatlas Mnemosyne. Kurt Schmid wird einige Tafeln, die wir im Salon aufgebaut haben, konkret durchsprechen und dabei das Opfermotiv behandeln. Kein einfaches Unterfangen – wie er selbst sagt –, weil darin die Verbindung von Heil und Heilung sowohl bei Warburg selber, als auch bei seinem Komplex „Prägemotiv/Prägekraft“ aufscheint.
Conrad Hübbe setzt sich in seinen monochromen Bildern und großformatigen Installationen auf konzeptuelle Weise mit Malerei aus einer bildhauerischen Perspektive auseinander. Hübbe nutzt Methoden und Techniken der Übersetzung, um das „Nachleben“ allegorischer und symbolischer Wirkung von Bildern aus einer transkulturellen Perspektive zu verfolgen. In "o.T. (Altweibersommer)" (2023) nimmt Conrad Hübbe Bezug auf ein ikonisches Gemälde der polnischen Kunstgeschichte: "Babie Lato" (Altweibersommer) (1875) von Jozef Chełmonski.
Wir zeigen das Modell des Moskauer Funkturms im Rahmen unserer Vortragserie zu Warburgs Bilderatlas, weil die modernen Medien in Warburgs ungewöhnlicher Erfindung, dem Bilderatlas, seinem Instrument zur Erforschung der Bildgeschichte eine besondere Rolle spielen; dazu zeigen wir ergänzend die Tafel C des Atlas.